«Die Gene machen 30% aus, der Rest ist Lebensstil»

Ebikon, 23. Februar 2024 – Ewig junge Haut. Dr. med. Eva Hess plaudert aus ihrem Anti-Aging-Nähkästchen. Und sagt ausserdem, warum man am besten schon morgens im Bett etwas ins Notizbuch schreiben sollte.

Foto von frischen Äpfeln und einem verdorrten Apfelschnitz. Foto: Unsplash

Bindegewebe und Talgdrüsen lassen im Alter nach. Die Folge ist trockene und faltige Haut. Wie wir unsere Haut optimal pflegen, erzählt uns WestMed-Ressortleiterin Dr. med. Eva Hess. Foto: Unsplash

Eva, ewig junge Haut, wie?

Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Einmal gehört dazu, auf die äusseren Faktoren zu achten, also die Sonneneinstrahlung und -dauer sowie die Breitengrade, in denen wir uns bewegen. Dabei ist Sonnenschutz das A und O. Sonnencreme, Sonnenbrille und passende Kleidung. Hier lauert meistens die Gefahr der UV-Strahlen, das sind richtige «Altmacher»: Denn wer trägt schon Sonnencreme auf, wenn das Wetter trüb ist?

Und die inneren Faktoren?

Dazu zählen die Ernährung und der Lebensstil. Genug trinken und schlafen ist hier besonders wichtig. Auch ausreichende Bewegung an der frischen Luft. All die Dinge, die wir selbst in der Hand haben und darüber bestimmen können. Nicht vergessen, dass sich im Alter die Zellerneuerung und die Produktion von Hautzellen vermindern. Irgendwann kommen die Falten oder die hängenden Backen im Gesicht. Da spielt die Schwerkraft auch eine Rolle. Und die Gene – die machen etwa 30% aus, der Rest ist Lebensstil. Also die Konsumation von Substanzen, die für unsere Gesundheit nicht förderlich sind.

Lebensstil, also kein Zucker und das Übliche?

Natürlich. Besonders für die Haut gilt zusätzlich: genügend Wasser zu trinken, dieses kann auch angereichert sein mit Kräutern. Unbedingt auf Alkohol verzichten, denn dieser trocknet uns eher aus und belastet die Leber.

Kann man mit der persönlichen Pflegeroutine noch etwas nachhelfen?

Hier gilt ganz klar: weniger ist mehr. Teure Kollagenkapseln würde ich sicher nicht kaufen. Grundsätzlich gilt, dass zu viel Waschen und zu viel Chemie die Hautbarriere austrocknet. Dann muss man rückfettende oder feuchtigkeitsspendende Produkte auftragen, damit kein unangenehmes Spannungsgefühl aufkommt.

Und was ist dein persönlicher Anti-Aging Tipp für die Haut?

Du denkst, ich komme jetzt mit irgendeiner Creme oder Maske. Ich persönlich finde innere Stärke und Lebensfreude enorm wichtig. Das strahlt über alle Falten hinweg und lässt uns schon deswegen jünger erscheinen.

Also weg mit Cremes und her mit der Lebensfreude?

Genau, denn die Lebensfreude ist eine Grundstimmung. Stell sie dir wie eine schöne Melodie vor. Sie begleitet dich durch den ganzen Tag, leise im Hintergrund.

Was löst diese Melodie in uns aus?

Dieser Lebensmelodie hat einen Einfluss auf unseren Energielevel, was wiederum Einfluss auf unsere Ausstrahlung hat. Es geht darum, innere Freude und Positivität zu spüren und die Neugier am Leben aufrecht zu erhalten. Ein kleiner Tipp von mir: Jeden Morgen beim Aufwachen in ein kleines Buch schreiben, wofür man dankbar ist. Viele machen dies am Abend. Ich empfehle aber, es am Morgen aufzuschreiben. Dieses Dankbarkeitsritual hat eine andere Wirkung auf den Tag und lässt uns mit dem Fokus auf das Positive starten.

Was macht das mit uns?

Gedanken, ob positiv oder negativ, lassen ein Bild in unserem Kopf entstehen, das eine direkte Verbindung zu unseren Gefühlen hat. Die Gefühle nehmen wir deswegen wahr, weil im Hirn verschiedene Botenstoffe ausgeschüttet werden. Das Maximum an Glücksgefühlen tritt z.B. auf, wenn wir verliebt sind oder ein anderes überwältigend positives Ereignis eintritt. Da werden Unmengen an Glückshormonen ausgeschüttet.

Und was ist mit denen, die sich in einer schwierigen Situation befinden?

Innehalten und schauen, was im Moment gut geht, auf das, wofür man dankbar ist. Wenn man sich nur auf eine Sache konzentriert und danach sucht, was gut läuft, ist man mit den Gedanken automatisch auf der Seite der guten Dinge. Auch in einer unangenehmen Situation kann man etwas kleines Positives erkennen. Beispiel: Wir hatten letzte Woche einen Wasserrohrbruch. Ich musste sofort nach Hause und war in dem Moment einfach froh und dankbar, dass der Rohrbruch im Garten, also draussen, war und nicht im Haus. Also, nicht immer in Panik geraten, sondern sich fragen: Gibt es in dieser Situation auch etwas Positives? Ist etwas gerade trotzdem gelungen?

Dein Anti-Aging-Tipp ist Lebensfreude. Positive innere Stärke. Wie beeinflusst dieses Innere unser Äusseres?

Das Immunsystem wird durch positive Gefühle gestärkt. Leute, die im Stress sind, haben im Blut hohe Mengen an Stresshormonen. Das senkt die Abwehrkräfte. Es ist bewiesen, dass verliebte Menschen selten krank sind. Reparatur und Zellerneuerung passieren jeden Tag. Das wird durch Wachstumshormone und unser Immunsystem unterstützt. Das Wachstumshormon kommt vom Hirn, wo wir wieder beim inneren positiven Bild sind.

Helfen diese positiven Gedanken also auch, um seltener krank zu werden?

Ja, man wird widerstandskräftiger gegenüber Erkrankungen. Die gute Nachricht ist: Innere Stärken kann man entdecken, das ist bei allen etwas anderes. Man begibt sich auf eine Reise, bei der man entdeckt, wie man in diese Freude kommt.

Wie hast du es bei dir selber entdeckt?

Ich beschäftige mich schon lange damit. Ich will keinen «Job» machen, sondern das, was mir Freude bereitet. Ich will keinen Beruf ausüben, sondern meine Berufung leben. Ich finde es eine Bereicherung, wenn man seine persönlichen Stärken, Talente und Fähigkeiten so einsetzen kann, dass man innerlich richtig aufblüht.

Aufblühen – besonders in den kalten und düsteren Wintertagen, das mag für manche etwas schwierig sein, nicht?

Ja, das ist ein interessanter Ansatz. Denn genau in diesen düsteren Monaten, ist es umso wichtiger, dass man sich dieses inneren Bildes bewusst ist und sich auf die Suche nach den Samen macht, die man in dieser Zeit pflanzen kann. Bevor sie im Frühling dann richtig aufblühen. Wenn man aus dem Fenster schaut und es düster ist oder regnet, kann man sich entweder herunterziehen lassen oder denken, Toll jetzt kann ich mal wieder aufräumen oder Dinge erledigen, die ich ungern mache, wenn die Sonne draussen scheint.

Es liegt also vieles in unserer Hand, was wir denken und wie wir uns fühlen?

Ja. Und ehrlich gesagt bin ich lieber die Schachspielerin als die Schachfigur, die hin und hergeschoben wird.

Ein sehr cooler Ansatz liebe Eva, vielen Dank.

Sehr gerne, Nanda.

Portraitfoto von Eva Hess. Foto: zVg

Eva Hess hat an der Uni Zürich studiert, gearbeitet hat sie in der Chirurgie, der Inneren Medizin und in der Pädiatrie. Sie interessierte sich schon immer fürs Unterrichten, hat SVEB I und II absolviert sowie das Nachdiplomstudium Medical Education; ausserdem hat sie mehrere Gesundheitsschulen in der Lehrplanentwicklung unterstützt.

Für die OdA AM war Eva Hess Chefexpertin für das Modul M1 und mitverantwortlich für die Entwicklung der schriftlichen und praktischen Prüfung. An der Heilpraktikerschule Luzern ist Eva zuständig für das Ressort WestMed, sie bestimmt die Ausbildungsthemen und Inhalte, ihre Tiefe und Ausrichtung; und sie unterrichtet auch selber verschiedene Disziplinen, zum Beispiel Untersuchungstraining sowie Symptome und Differentialdiagnose.

Früher hat sie in der Freizeit Hochzeiten fotografiert. Eva lebt mit ihrem Mann zusammen – und sieben Katzen, von denen die eine oder andere auch mal gern über die Tastatur läuft. Kürzlich hat sie sich in Positiver Psychologie weitergebildet sowie in Abschied, Tod und Trauer. Neben all dem führt sich öffentliche Seminare durch: bei der Pro Senectute für angehende PensionärInnen zum Thema «Gesund älter werden» und «Lebensgestaltung».

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