«Ich lerne stets dazu, über mich selbst und über das Leben»

Luzern, 22. Oktober 2012 – Fabienne Beyeler, 31, war Medizinische Laborantin, doch sie wollte es lieber mit Menschen zu tun haben statt mit Reagenzgläsern, Pipetten, Test-Streifen und Gerätschaften. Jetzt ist Fabienne TCM- und Shiatsu-Therapeutin.

Fabienne, du warst Medizinische Laborantin. Dann hast du dich entschieden, TCM- und Shiatsu-Therapeutin zu werden. Wie ist es zu dieser Wende gekommen?

Fabienne Beyeler: Im Labor arbeitet man meist alleine, da hat man nicht viel Kontakt zu den PatientInnen. Mir fehlte von Anfang an der Kontakt zu Mensch und Natur. Da ich von Kindheit an mit der Naturheilkunde konfrontiert worden bin und mein älterer Bruder dann auch noch TEN studiert hat, war für mich schnell klar, welchen Weg auch ich einschlagen werde. Es hat mir schon immer gefallen, mit verschiedenen Menschen zu arbeiten und sie auf ihrem Weg zu begleiten. In der Naturheilkunde holt man den Menschen immer dort ab, wo er gerade steht, und man kann ihn auf seine Bedürfnisse hin unterstützen. Da für mich auch die manuelle Arbeit zu der ganzheitlichen Therapie der Naturheilpraktik gehört, habe ich einfach Shiatsu mit in mein Studium gepackt.

Bringt eine Praxis das sichere Einkommen, das du vorher gehabt hast?

Ich denke, es braucht immer viel Zeit und Geduld, bis eine neu eröffnete Praxis wirklich rentabel ist. Deshalb arbeite ich weiterhin in einem Pensum von 80% in einer Stiftung für schwerbehinderte Kinder. Wenn ich dann mehr KlientInnen habe und vermehrt in meiner Praxis arbeiten kann, werde ich das feste Arbeitsverhältnis auf ein Pensum von 60% reduzieren. Ich bin noch in der Aufbauphase mit meiner Praxis und habe deshalb auch noch nicht viele KlientInnen. Doch ich denke, mit der Zeit werden es bestimmt mehr. Die meisten neuen KlientInnen kommen auf Empfehlung von FreundInnen oder Bekannten. Mund-zu-Mund Propaganda ist die beste Werbung. Da kann man Glück haben und durch einen neuen zufriedenen Kunden gleich 10 weitere gewinnen. Doch es braucht einfach Zeit.

Ist dir die Entscheidung schwer gefallen, eine neue Karriere anzufangen?

Eigentlich nicht. Da ich in meinem erlernten Beruf nie richtig glücklich war, musste ich an dieser Situation etwas ändern. Ich habe mir die Zeit genommen, mir klar zu werden, was ich wirklich will und wo ich mich in Zukunft sehe. Als mir das klar war, war der Schritt zum Neuanfang nicht mehr besonders schwierig.

Was war besonders schwer an dieser Entscheidung?

Herauszufinden, dass ich TCM und Shiatsu studieren will, das war leicht. Doch es dann wirklich zu tun, das ist etwas ganz anderes. Ich wusste, dass dieses Studium mit viel Arbeit, Verzicht und Durchsetzungsvermögen verbunden ist. Man lernt jahrelang, gibt viel Geld aus und weiss aber schlussendlich nicht, ob man es schafft und erfolgreich praktizieren wird. Nach den meisten Ausbildungen kann man sich irgendwo anstellen lassen und verdient gutes Geld. In der Naturheilkunde ist das halt etwas anderes. Man macht sich selbständig und fängt bei Null an.

Wie überwindest du dieses Hindernis?

Wenn man etwas wirklich will, dann schafft man es auch. Also Augen zu und durch. Als Naturheilpraktikerin zu arbeiten erfüllt mich einfach. Für mich gibt es nichts wichtigeres, als eine Tätigkeit auszuüben, die mich glücklich macht. Auch wenn mir die Selbständigkeit noch heute Angst macht, habe ich mich dieser Herausforderung gestellt. Ich lerne jeden Tag dazu, und das erfüllt mich mit Stolz und neuem Elan, einfach weiter an mir und der Praxis zu arbeiten.

Was gefällt dir am besten an deinem jetzigen Leben?

Dass ich meine Träume und Ziele verwirklichen und mir eine Zukunft aufbauen kann, aber trotzdem noch ein sicheres Einkommen habe. Jeder Tag birgt eine neue Herausforderung, der ich mich stellen muss. Man weiss nie, was der nächste Tag bringt. So bleibe ich flexibel und lerne stets dazu, über mich selbst und auch über das Leben. Das gefällt mir.

Was empfiehlst du jemandem, der oder die sich für eine Ausbildung in Naturheilkunde interessiert, sich aber noch nicht sicher ist?

Ich finde es wichtig, sich Zeit zu lassen mit einer solchen Entscheidung. Man sollte verschiedene Schulen besuchen und in Kurse hineinschnuppern, bevor man diesen Weg einschlägt. Denn ein solches Studium verändert einen sehr. Wenn es das Richtige ist, spürt man es sehr schnell. Dann kann man sich voll und ganz in ein neues Abenteuer stürzen, das sich in jeder Hinsicht lohnt.

Danke, Fabienne, für dieses Interview.

 

Fabienne Beyeler, 31, war Medizinische Laborantin, doch sie wollte es lieber mit Menschen zu tun haben statt mit Reagenzgläsern, Pipetten, Test-Streifen und Gerätschaften. Jetzt ist Fabienne TCM- und Shiatsu-Therapeutin.

Ausbildungen

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