«Alle müssen wissen, was Stiftungen ermöglichen»

Ebikon, 10. April 2018 – Wie finanziert man eine Ausbildung? Zu dieser Frage bringt Ulrike von Blarer eine Stiftungsexpertin für einen Vortrag an die Heilpraktikerschule Luzern. Warum und was die Steiner Schule Luzern damit zu tun hat, sagt Ulrike im Interview.

Sei es eine Ausbildung oder das Funktionieren einer Institution wie der Rudolf Steiner Schule Ebikon: Ulrike von Blarer von der Heilpraktikerschule Luzern möchte, dass möglichst viele Leute wissen, wie sie Projekte finanzieren.

Ulrike, wenn es um Stiftungen geht, ist Dr. Dr. Elisa Bortoluzzi Dubach ja die Fachperson, du bringst eine Koryphäe an die Heilpraktikerschule Luzern. Wie bist du auf die Idee gekommen, den Kurs «Finanzieren mit Stiftungen» anzubieten?

Nun ja, die Sache hat eine lange Geschichte.

Erzähl!

Meine Kinder haben seinerzeit die wunderbare Pädagogik der Steinerschule genossen. Vor mehr als 40 Jahren – sie sind zu wunderbaren Menschen mit sehr hoher Sozialkompetenz herangewachsen. Beide haben studiert, Wirtschaft und Medizin. Während der Schuljahre meiner Kinder war mein Elternbeitrag auf das Notwendigste beschränkt. Ich wusste aber bereits damals: Sobald ich wieder Kapazitäten habe, dann werde ich in dieser Schule wieder aktiv.

Und an der Steinerschule aktiv, das bist du ja jetzt.

Ja, vor einiger Zeit bin ich zum Schulverein der Steiner Schule Luzern gegangen. Und siehe da, die Herausforderung liess nicht auf sich warten. Der Staat hat ab dem Jahr 2017 jegliche Bildungsbeiträge gestrichen. Das trifft die Schule sehr hart.

Wie finanziert sich denn die Steinerschule?

Über Jahresbeiträge der Familien, und zwar je nach ihren finanziellen Möglichkeiten. Das ist ein sehr soziales Modell. Dazu kommen Spenden und vor allem diese Bildungsbeiträge. Und da die jetzt ja weggefallen sind, versteht es sich von selbst, dass die Kosten nicht mehr gedeckt werden können. Die Familien haben finanziell ebenfalls ihre Grenze erreicht. Diese Ungerechtigkeit des Staates treibt mich an, Wege zur Finanzierung zu suchen und zu finden.

Und so hast du die Möglichkeiten entdeckt, die Stiftungen bieten?

Ich habe schnell gemerkt: Um an Stiftungen, Mäzene, Spenden und Legate heranzukommen, muss man sehr viel wissen, es ist wie ein eigenes Studium an einer Wirtschafts-Universität. Es war dann ein Dozent unserer Heilpraktikerschule, der mich auf Dr. Dr. Elisa Bortoluzzi Dubach aufmerksam gemacht hat: André Gassmann, er versucht, für einen Spielplatz in Emmen Gelder zu beschaffen. André meinte, sie passe gut zu uns, sie sei so fröhlich wie wir. Also nichts wie hin. Und tatsächlich, wir lachen viel und haben sehr viel Leichtigkeit entwickelt.

Habt ihr Erfolg?

Was auch immer unter Erfolg verstanden werden will. Ich fühle bereits jetzt einen super Erfolg. Ein messbares Zeichen für diesen Erfolg ist, dass sich zum Kurs schon 30 Leute angemeldet haben, das ist der Hammer! Ausserdem freuen sich alle Menschen, vor allem die der Steinerschule, dass ich’s anpacke – auch dieser Erfolg fühlt sich gut an, und was will ich mehr.

Jetzt möchtest du auch den StudentInnen deiner Heilpraktikerschule Luzern die Möglichkeiten aufzeigen, die Stiftungen bieten?

Ja, viele unserer StudentInnen budgetieren ja auch sehr knapp, einige arbeiten wegen der Ausbildung weniger und haben deswegen Lohnausfälle, dazu kommen Schulgeld, Reisekosten, auch zusätzliche Kinderbetreuung. Wer eine Ausbildung absolviert, muss meistens gut rechnen.

Und das ist auch der Grund, warum du diesen Kurs über die Heilpraktikerschule Luzern finanziell unterstützt?

Ja. Es ist mir wichtig, dass alle wissen, was Stiftungen ermöglichen und wie man mit ihnen umgeht. Alle müssen das wissen, seien es unsere StudentInnen, oder seien es eben auch die Eltern und LehrerInnen der Steinerschule – wir möchten dazu einen gemeinsamen Geist entwickeln. Doch wenn die Kosten für den Kurs zu hoch sind, dann können sich weder unsere StudentInnen, noch die LehrerInnen und Eltern diesen Workshop leisten.

Wäre ja schade, wenn ausgerechnet die, die es angeht, sich den Kurs nicht leisten könnten.

Ja, und solche Einzelvorträge mit Top-ReferentInnen haben auch eine andere Kostenstruktur als unsere regulären Weiterbildungen, besonders zu wirtschaftlichen Themen. Ich freue mich deshalb sehr, dass wir mithilfe unserer Heilpraktikerschule diesen Workshop unterstützen können, und ich freue mich jetzt schon riesig darauf. Und wir hoffen ja auf einen Gewinn, denn dieser Gewinn soll dann der Steiner Schule Luzern zugute kommen – die brauchen dringend Unterstützung.

Sind Ausbildungen unserer Gesellschaft zu wenig Wert?

Die Frage ist, wer ist unsere Gesellschaft? Leute mit viel Geld? Oder gut ausgebildete Menschen, die aus Idealismus für den Minimallohn Höchsteinsätze leisten? Wie eben die LehrerInnen der Steinerschule. Diese Menschen will ich unterstützen. Daher dieses Angebot meinerseits.

Du ermöglichst mit deiner Heilpraktikerschule Luzern ja einiges mehr, ich meine die zinsfreie Vorfinanzierung. Wird sie genutzt?

In unserem Rahmen haben wir versucht, eine Möglichkeit zu finden, Menschen mit weniger Mitteln einen Weg aufzuzeigen. Und ja, für einige Menschen ist dieses Angebot hilfreich.

Hat der Kanton eigentlich auch der Heilpraktikerschule Luzern Beiträge gestrichen? Das ist ja auch eine Privatschule. Wurde sie überhaupt vom Kanton unterstützt?

Grundsätzlich liegt der Unterschied darin, dass wir eine Schule zur Erwachsenenbildung sind. Die meisten Menschen, die wir ausbilden, üben bereits einen Beruf aus oder haben eine Matura. Dafür gibt es Beiträge, und zwar direkt an die StudentInnen bzw. AbsolventInnen. Früher waren das kantonale, jetzt sind es Bundesbeiträge.

Ah, okay. In der Steinerschule geht es ja um Kinder, also um die Grundstufe.

Ja, und in der Grundausbildung von Kindern Beiträge zu streichen – ich finde, das geht gar nicht. Ich meine, es geht um die Ausbildung unserer Kinder. Müssen wir da nicht alle das Beste geben? Zum Beispiel schauen, dass es vielfältige, individuell passende Möglichkeiten gibt? Wie kann es sein, dass wir zulassen, dass Kinder nicht gerne zur Schule gehen? Sogar fürs ganze Leben ein Schultrauma mit sich tragen? Manche StudentIn hat mir erzählt, wie schlimm ihre Erfahrungen in der Staatsschule waren. Das äussert sich dann in Lernblockaden oder in unvorstellbaren Prüfungsängsten. An der Steinerschule ist das ganz anders, man müsste mal sehen, wie fröhlich und glücklich diese Kinder sind, wenn das Lernen spielerisch und über Erfahrbares geschieht.

Was lernen die TeilnehmerInnen im Kurs «Finanzieren mit Stiftungen»?

Wir lernen, was Stiftungen sind und wie sie vorgehen. Und dann ganz konkret, wie man die richtige Stiftung für sich findet. Dazu lernen wir auch, wie wir eine Liste potentieller Förderstiftungen für das eigene Projekt erstellen, zum Beispiel eben für das Projekt, die eigene Ausbildung finanziert zu erhalten. Ausserdem sehen wir uns an, wie genau ein Gesuch an eine Stiftung zu schreiben ist. Und weil auch viele Eltern und Lehrer der Steiner Schule teilnehmen, lernen wir, mit gemeinsamen Verständnis und gemeinsamer Kraft zum Ziel zu gelangen.

Danke, Ulrike, für das Gespräch.

Gern, Martin.

  • Details und Anmelden zu Finanzieren mit Stiftungen vom Samstag, 5. Mai 2018


Ulrike von Blarer Zalokar hat 1985 die Heilpraktikerschule Luzern gegründet, damals noch als Shiatsu-Schule in ihrem Haus in Adligenswil. Die Heilpraktikerschule Luzern ist ein richtiges Familienunternehmen: Ulrikes Sohn Hein Zalokar ist seit 2003 Mitglied der Schulleitung und Ehemann Peter von Blarer, ebenfalls TCM- und Shiatsu-Therapeut wie Ulrike, seit 1992. Ulrike publiziert Fachbücher wie das «Praxisbuch Westliche Kräuter und Chinesische Medizin» und Bücher für die Öffentlichkeit wie «Baldrian macht munter», erhältlich im Buchhandel oder über unseren Shop.

https://www.heilpraktikerschule.ch/newsroom/news-detail/news/2018/04/10/alle-muessen-wissen-was-stiftungen-ermoeglichen/