Was hilft gegen die Herbstmüdigkeit? Teil I

Ebikon, 25. Oktober 2019 – Kurze Tage, wenig Sonnenlicht – und das Aufstehen am Morgen, ojemine! Der Herbst bringt die grosse Müdigkeit mit sich. Wir fragen unsere DozentInnen, wie wir munter durch die kalten Monate kommen, hier die ersten acht Antworten.

Auch eine Möglichkeit, die Herbstmüdigkeit zu umgehen: Winterspeck anfressen und dann einige Monate am Stück schlafen. Unsere DozentInnen kennen Tipps, die sich besser mit unserem Alltag vereinbaren lassen. Foto: https://pxhere.com/de/photo/849670

Soll ich jetzt noch mehr Kaffee trinken?

«Oh nein, das würde ich nicht tun. Wenn die Tiere ihr Fell wechseln, im Herbst und im Frühling, stellt auch unser Stoffwechsel um. Dabei entsteht Schwarzgalle, auch Schlacke genannt, und dieses Stoffwechselprodukt muss der Körper wieder loswerden. Zusätzlich machen die Trockenheit und Kälte im Herbst zu schaffen. Also genügend schlafen, viel bewegen und viel trinken, Wasser oder Brennnesseltee. Die Haut bürsten? Na klar, Trockenbürsten empfehle ich immer, das belebt. Kurzfristig, zum Beispiel vor einer Prüfung, da ist ein zusätzliches Kafi ganz gut, doch gegen Herbstmüdigkeit hilft Koffein nicht.»

Naturheilpraktiker mit eidg. Diplom Paul Hänni, unterrichtet TEN

Gibt’s QiGong-Übungen, die ich morgens noch unter der Bettdecke machen kann?

«Ja natürlich, noch im Bett kannst du den Tag mit der dantian-Atmung beginnen. Die ist eigentlich ganz einfach, in zwei Minuten gelernt, in einem QiGong-Kurs für Einsteiger. Und auch im Schlaf kannst du üben – wenn du mit QiGong einschläfst, hast du bereits geübt, bevor du überhaupt aufwachst. Und dann stellt man sich am Morgen einfach dem Tag. QiGong unterstützt dich dabei, indem es dich aufweckt und deinen Tag in deine Bahnen leitet.»

Dr. phil. Fabian Winiger, unterrichtet QiGong

Weshalb fühlt man sich im Herbst überhaupt müde? Sind es die Vitamine, das Sonnenlicht?

«Die Hormone. Wenn die Nächte wieder länger werden, produziert unser Körper weniger vom Wach- oder auch Glückshormon Serotonin und gleichzeitig mehr vom Schlafhormon Melatonin. Dadurch wird unser Körper zwar müde, auch der Blutdruck wird gesenkt, aber das Immunsystem wird angekurbelt. Fällt Sonnenlicht auf unser Auge, hemmt das die Melatonin-Produktion. Wenn du also durch die höhere Melatonin-Konzentration in den Herbstblues kommst, unternimm alles, was dich in eine glückliche, sonnige Stimmung versetzt: Spaziergänge und Bewegung draussen an der frischen Luft. Auch, wenn die Sonne nicht scheint! Musik hören, die dich in gute Stimmung versetzt. Dich mit den Farben Orange und Gelb umgeben. Vollkornprodukte, Gemüse und Früchte essen, weil sie deinen Serotoninspiegel anheben. Meine Geheimwaffe gegen den Herbstblues: tanzen. (Das geht auch ganz alleine und wenn's draussen in Strömen regnet!)»

Dipl. natw. ETH Felicitas Marbach-Lang, unterrichtet Schulmedizin

Wechselduschen, heiss-kalt, das überlebe ich nicht. Gibt es etwas Sanfteres?

«Mein Tipp, der hilft bestimmt, doch er hört sich sehr langweilig und altmodisch an. Er lässt sich auch nicht einer bestimmten Methode zuordnen, die an der Schule gelehrt wird. Ja, im entfernten Sinne hat es mit Medizin zu tun, mit Sauerstoff und Bewegung. Wandern! Wandern kostest nichts und jeder kann es tun, egal wie alt. Vorkenntnisse braucht es keine, nur Überwindung und ein paar gute Wanderschuhe. Gerade am Vierwaldstättersee gibt es unzählige Möglichkeiten, die Natur zu geniessen, alle wunderbar. Diese drei lege ich allen Herbstmüden besonders ans Herz: Geh vom Bürgenstock auf die Hammetschwand, der Weg führt durch den Wald, der so wunderschön duftet. Um – egal, wie das Wetter ist – oben auf dem Gipfel ein aussergewöhnliches Erlebnis zu geniessen. Am zweiten Tag wanderst du von Seelisberg auf den Niederbauen. Und am dritten Tag auf den Grossen Mythen. Dein zufriedenes Strahlen wird jegliche Herbstmüdigkeit verscheuchen. Dein Körper wird derart von Endorphinen und positiven Gedanken durchströmt sein, dass es locker bis zum Frühling reicht. Jede Wette. Auf gehts!»

Physiotherapeut und Masseur Wolfgang Degener, unterrichtet Massage

Dieser Herbstmüdigkeit kann ich nichts Positives abgewinnen. Wie siehst du das?

«Herbstmüdigkeit, gibt es sie wirklich? Wir sollten doch im Sommer durch Sonne und Ferien bereits so viel Energie getankt haben, dass diese zumindest bis in den Herbst hinein reicht. Aber eines ist klar: Wenn die Tage kürzer werden und die Nächte länger, dann brauchen auch wir Menschen wieder mehr Schlaf. Im Sommer kommst du vielleicht gut mit sieben Stunden aus, doch jetzt verlangen die kürzeren Tage mit weniger Sonnenenergie mehr Schlaf. So bis zu neun Stunden sind dann schon mal gut. Würden wir etwas stärker mit der Natur gehen, dann würden wir unser höheres Schlafbedürfnis nicht als Herbstmüdigkeit beurteilen. Jedoch ist es oft bequem, anderen die Schuld zuzuschieben – diesmal ist's dann halt der Herbst.»

Komplementärtherapeutin mit eidg. Diplom Ulrike von Blarer, Schulleiterin

Drücken, kneten, vibrieren und rütteln: Macht TuiNa wach?

«TuiNa gibt dir die Möglichkeit, ganz und gar in deine Herbstmüdigkeit abzutauchen, dich gehen zu lassen, ja zu sagen zur Müdigkeit, entweder erst im Frühling wieder aufzuwachen oder wieder ins aktive Leben zu treten, frisch gestärkt, durchblutet und energetisiert und vielleicht sogar mit einer Erkenntnis aus der Entspannung heraus, was du loslassen kannst, das überflüssig geworden ist. So wie der Baum seine Blätter loslässt – alles andere wäre viel zu ermüdend.»

Naturheilpraktiker mit eidg. Diplom Stefan Bamert, unterrichtet TuiNa

Am Abend werde ich früh müde, morgens komme ich kaum aus dem Bett, das stresst mich.

«Hätte ich diese Herbstmüdigkeit, würde ich diese kinesiologische Anwendung machen, erst Akupressurpunkte, dann einige Überkreuzbewegungen: Morgens, vielleicht noch im Bett, massierst du diese Punkte: ZG 8 am Bauchnabel und Ni 27 im Winkel von Brustbein und Schlüsselbein, erst die eine, dann die andere Seite, dann ZG 8, ZG 24 unterhalb der Unterlippe und GG 26 über der Oberlippe, ZG 8 und GG 1 an der Steissbeinspitze. Danach einige Überkreuzbewegungen, zum Beispiel das linke Knie hoch und damit den rechten Ellbogen berühren. Und umgekehrt. Dann ein Glas Wasser trinken. Am Abend wiederholst du das. Besser nicht vor dem Zubettgehen, sondern etwas früher, wenn du noch eine Weile wach bleibst.»

Dr. phil. Karin Friedrich, unterrichtet Kinesiologie

Täglich eine Brausetablette Vitamin C, ist das noch zeitgemäss?

«Die natürlichen Vitamin-C-Quellen sind besser, trotzdem ist bei den Lutschtabletten das Brausen im Mund so schön.»

Dr. med. Chantal Kreiliger, unterrichtet WestMed und nimmt Brausetabletten ohne Wasser



Teil II: Noch mehr Tipps gegen die Herbstmüdigkeit

https://www.heilpraktikerschule.ch/newsroom/news-detail/news/2019/10/25/was-hilft-gegen-die-herbstmuedigkeit-teil-i/