«Ich liebe Geschichten»

Ebikon, 7. Januar 2021 – Das war sie, die Webinar-Reihe zum Jahresabschluss «Meine kleine Festtagszeit». Und was im neuen Jahr wichtig ist – Franziska Bischof-Jäggi, Pädagogische Psychologin lic. phil., Dozentin und Prüfungsexpertin, im Interview.

«Wer geerdet ist, fährt nicht so rasch aus seiner Haut», so Franziska Bischof-Jäggi. Um Veränderungen anzunehmen, und sie vielleicht sogar als Chance zu nutzen, dazu diente die Webinar-Reihe «Meine kleine Festtagszeit».

Zuerst, liebe Franziska, Hand aufs Herz – diese Einsamkeit vor der Kamera, geht dir diese Situation nicht langsam auf die Nerven? Oder wie gehst du damit um?

Ich unterrichte genauso gerne online wie 1:1. Beides hat seine Vorteile. Und die Veränderungen durch den Online-Unterricht haben neue Möglichkeiten mit sich gebracht. In beiderlei Unterrichtsformen braucht es ein «Sich-auf-die-Teilnehmenden-einstellen». Ich visualisiere mir jeweils die Zuhörenden, die «hinter der Kamera» sitzen und stelle sie mir in ganz entspannter Haltung vor: Zuhause am Esstisch oder auf dem Sofa oder am Arbeitsplatz – also da, wo es ihnen wohl ist, denn das überträgt sich auch auf mich.

Und das funktioniert?

Ja, Ich bin immer wieder erstaunt und berührt, dass auch übers Netz enorm viel an Emotionen transportiert wird – in beide Richtungen. Gleichzeitig gibt es mir selbst Freiheit, weil ich ja durch das Online-Unterrichten ortsunabhängig bin. Es braucht allerdings da und dort etwas Mut, Dinge wie eine Achtsamkeits- oder Entspannungsübung trotzdem durchzuführen und die technischen Möglichkeiten halt auch etwas auszureizen.

«Alle Jahre wieder – und jetzt ganz anders», das war der Titel der ersten Episode. Worum ging es da?

Darum, den eigenen Fokus nicht zu verlieren in dem ganzen Corona-Tumult mit permanenten Veränderungen, neuen Massnahmen, Einschränkungen, Auflagen und den saisonalen Erwartungen, welche die Adventszeit, Weihnachten und der Jahresabschluss eh schon mit sich bringen. Sich also auf die persönlich relevanten Werte zu konzentrieren, und das wiederum wirkt sich positiv auf einen selbst und auf das nächste Umfeld aus. Denn wer geerdet ist, fährt nicht so rasch aus seiner Haut, hält mehr aus, bleibt ruhiger und dies überträgt sich. Es ist alles ein Wechselspiel.  

Welche Erkenntnis, welchen Gedanken möchtest du von der Webinar-Reihe «Meine kleine Festtagszeit» besonders mitnehmen?

Ich liebe Geschichten und ich liebe die Einfachheit. Aus diesem Grund erzähle ich oft Geschichten. Diese transportieren so viel Konzentration auf tolle Weise und sprechen nicht nur den Kopf an, sondern auch das Herz. So bleibt deutlich mehr hängen und es löst auch weit mehr aus, als wenn trockene Theorie vermittelt wird. Auch untermale ich meine Webinare mit Handzeichnungen, das lockert auf und transportiert etwas Persönliches von mir. Ich bin über jede Rückmeldung froh, die mir zeigt, dass genau diese Andersartigkeit auflockert und gut tut und das spornt mich wiederum an, den Mehraufwand an Vorbereitung auf mich zu nehmen, zum Beispiel auch im Unterricht noch viel mehr mit Handzeichnungen zu arbeiten.

Wie hast du persönlich das Jahr 2020 abgeschlossen?

In unserer Familie ist es Tradition, an Silvester Jahresziele zu schreiben. Diese werden dann im kommenden Silvester gegenseitig vorgelesen und reflektiert und neue formuliert. Das braucht zwar immer recht viel Zeit und etwas Überwindung, doch es ist jedes Mal enorm wertvoll und bereichernd. So erfahren wir gegenseitig sehr viel und wissen, was jeder Person im kommenden Jahr wichtig ist. Nach dem Zieleschreiben haben wir Raclette gegessen und danach sind wir – um einen Tapetenwechsel zu haben – in mein Büro spaziert und haben dort Spiele gemacht und mehrfach auf den Jahreswechsel angestossen. Mehrfach, weil ja immer irgendwo das Neujahr beginnt und plötzlich ist es dann auch bei uns in der Schweiz «angekommen». Das war lustig. Und als es dann auch bei uns war, löschten wir die Lichter und schauten den vielen Feuerwerken zu, die sich über der Stadt Zug zeigten. Danach spazierten wir wieder nach Hause und schliefen am 1. Januar ausgiebig aus.

Was ist wichtig im 2021?

Wir alle haben wohl hautnah erlebt, wie wichtig und allgegenwärtig die Gesundheit plötzlich wurde. War sie für die meisten von uns bislang eine Selbstverständlichkeit, ist sie nun plötzlich ins Zentrum gerückt. Wichtig ist mir persönlich, dass wir Gesundheit ganzheitlich betrachten, sie also nicht nur auf den Körper reduzieren, sondern auch der emotionalen, geistigen und sozialen Gesundheit ihren gebührenden Raum geben.

Hast du einen Tipp für einen möglichst leichten, positiven Start ins neue Jahr?

Sich Ziele und Teilziele zu setzen, kann sehr motivierend sein. Das muss nicht an Neujahr gebunden sein, sondern kann auch ein Monatsmotto oder ein themenbezogenes Ziel sein. Wichtig ist, dass man sich eine kurze Auszeit gönnt und sich die Ziele auch wirklich schriftlich, positiv und in der Gegenwartsform formuliert, als seien sie eben schon ein Teil von uns.

Und wenn ich ein Ziel auch wirklich erreiche?

Dann wird es gefeiert! Mit einem kleinen, persönlichen Ritual. Das kann ein Drink, eine Badewannenzeit mitsamt spannendem Hörbuch oder auch ein feines, besonderes Essen sein. Erreichte Ziele zu würdigen, das ist wichtig. Und sich selbst auch ein gutes Neujahr anzuwünschen ist genauso wichtig, wie wir das auch anderen wünschen. Die ganze Corona-Situation wird wohl noch ein wenig andauern, da ist es wichtig, nicht nur möglichst mit dem Umfeld, sondern vor allem mit uns selbst in Frieden zu leben.

Wie gelingt mir das?

Indem wir da aufräumen, wo wir täglich gezwickt werden, uns selbst verzeihen, Grosszügigkeit und Toleranz leben und uns gleichzeitig auch eingestehen, dass wir alle «nur Menschen» sind und auch wenn wir uns Mühe geben, täglich über uns hinauszuwachsen, eben halt niemals perfekt sein werden. So ist es nun mal und so soll es doch auch sein, oder?

Ja, danke Franziska für das Gespräch.

 

Die gesamte Webinar-Reihe zum Nachschauen finden Sie hier. Einfach klicken, auch nach den Festtagen, immer wieder inspirierend.

Franziska Bischof-Jäggi, lic. phil., ist Pädagogische Psychologin, dipl. Paar- und Familientherapeutin sowie Buchautorin. An der Heilpraktikerschule Luzern unterrichtet Franziska Bischof-Jäggi zum Beispiel Lernen – Entwicklung – Persönlichkeit und Umgang mit anderen und sich selbst. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Felix Jäggi ist sie Inhaberin der Powermanagement GmbH: www.powermanagement.ch.

 

https://www.heilpraktikerschule.ch/newsroom/news-detail/news/2021/01/07/ich-liebe-geschichten/