Brustatmung, Bauchatmung, warum und wie

Ebikon, 24. Januar 2024 — Tief in den Bauch atmen statt bloss oberflächlich in die Brust, das empfiehlt unser TCM-Dozent Thomas Feer. Warum und wie sagt er im Interview.

Bild von einem Mann, der durch den Wald läuft. Foto: Unsplash

Auch im Winter: einmal täglich raus für so zwanzig Minuten, dabei bauchatmen, so: zwei, drei oder vier Schritte einatmen, zwei, drei oder vier Schritte ausatmen, alles durch die Nase. Foto: Unsplash

Thomas Feer, der Atem ist wohl das Normalste, ja das Langweiligste auf der Welt. Was fasziniert dich so am Atem?

Der Atem ist das Bindeglied zwischen Innen und Aussen. Er verbindet Körper und Psyche ganz direkt. Du kannst nicht genervt oder gereizt sein und zugleich körperlich entspannt und ruhig und tief atmen. So ist der Atem eigentlich ein Messinstrument, um zu sehen, wie es mir geht. Andererseits ist er auch ein Werkzeug, um an mir zu arbeiten – physisch und psychisch –, weil ich ja auch bewusst atmen kann. Wenn ich z.B. merke, dass ich gestresst oder nervös bin, und ich es dann fertigbringe, ruhig und tief in den Bauch zu atmen, entspannt sich meine Schulter-Nackenpartie unmittelbar, ja mein ganzer Körper, und ich werde auch emotional ruhiger. 

Also, jetzt möchte ich wissen, wie das geht, ruhig und tief in den Bauch zu atmen?

Eigentlich simpel: Zum Einatmen nimmst du den Atem ruhig und tief auf, und zwar über die Nase, atmest bis in die unteren Lungenbereiche. Diese tiefe Bauchatmung ist etwas Natürliches. Kleinkinder können nur so atmen. Durch Stress und andere Einflüsse verlernen es aber viele, ruhig und tief zu atmen, und gewöhnen sich an das oberflächliche Atmen. Das nennt sich Brustatmung. Daher sage ich „eigentlich simpel“, denn die Bauchatmung, also tief in den Bauch zu atmen, braucht meistens etwas Übung, aber es lohnt sich.

Da habe ich gleich zwei Fragen: Erstens, wie merke ich, dass ich bis tief in die Lunge atme?

Du füllst die Lunge langsam und ruhig bis tief nach unten mit Luft. Dadurch wird dein Bauch auch grösser. Leg die Hände auf den Bauch, dann siehst du es noch besser, wie sich die Lunge füllt.

Und warum lohnt es sich?

Weil du mit der Bauchatmung dir und deinem Körper signalisierst: Es ist alles in Ordnung. Du kannst dich entspannen. Und so kommen Herz, Lunge und Kreislauf in Kohärenz, in Übereinstimmung. Zudem nimmst du mehr Sauerstoff auf und der Gasaustausch ist besser, und so bekommst du mehr Energie.

Wenn ich also nur oberflächlich atme, heisst das: Achtung, Körper, da ist Stress?

Oh ja. Und das ist ein Problem. Du vermittelst deinem Körper, dass du Stress hast. Und das auch dann, wenn das gar nicht der Fall ist, du also eigentlich gar nicht gestresst bist. Das kann zu Blutdruckproblemen und Verdauungsbeschwerden und einigem mehr führen. Vor allem, wenn du – wie wirklich viele Leute – überhaupt nicht mehr in den Bauch atmest. Also auch dann nicht, wenn du zum Beispiel abends gemütlich mit der Familie zu Abend isst oder vor dem TV sitzt.

Also, bis tief in die Lunge atmen. So oft wie möglich.

Ja genau. Meist empfehle ich am Anfang, den Atem einfach mal zu beobachten und wahrzunehmen, ohne ihn zu bewerten. Dadurch soll das forcierte Atmen verhindert werden. Wenn du das mehrmals täglich immer wieder für ein paar Atemzüge machst, wird der Atem mit der Zeit automatisch ruhiger und tiefer. Und du trainierst dir zugleich die ruhige und tiefe Atmung wieder an.

Kann ich die Bauchatmung auch gezielt trainieren?

Ja, indem du liegend z.B. die Hände oder etwas Gewicht auf den Bauch legst und beobachtest, wie sich beim Einatmen der Bauch anhebt und beim Ausatmen wieder absenkt. Später machst du die Atemübungen idealerweise öfters auch draussen, auch in der Kälte. Zwanzig Minuten täglich spazieren und bauchatmen und dabei durch die Nase ein- und ausatmen. Du wirst sehen, das wird dich total entspannen. Die Bauchatmung aktiviert den Parasympathikus, also das Beruhigungssystem. Und gleichzeitig führst du neue Energie zu.

Danke, Thomas.

Gern, Martin.

Portraitfoto von Thomas Feer; Bild: Heilpraktikerschule Luzern

Thomas Feer ist Naturheilpraktiker mit eidg. Diplom in TCM (Akupunktur), zusätzlich diplomiert in Diätetik, Phytotherapie West-TCM, Shiatsu, medizinischem QiGong; ebenso ist er Inhaber und Lehrer der Kampfkunst-Schule KUSHIDO in Stansstad NW; an der Heilpraktikerschule Luzern unterrichtet er TCM. Er wohnt mit seiner Familie in Nidwalden. In Stans NW führen er und seine Frau Olivia Feer-Amstad auch ihre Praxis:
www.naturheilpraxis-nidwalden.ch 

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