Nur keine Berührungsängste

Ab und zu setzt man sich in sie hinein, andernorts schlägt man sich sogar mit ihr: Angenehm jedoch ist die Brennnessel nur selten. Dabei vitalisiert sie dermassen, dass sie den Mönchen des Mittelalters verboten war.

Mit Gummihandschuhen pflücken, mit heissem Wasser überbrühen – und schon kann man aus Brennnesseln feinen Salat machen. Photo: Nino barbieri, Lizenz: CC-BY-SA-3.0

«Da hast du dich aber in die Brennnesseln gesetzt!» Diese Redewendung ist keineswegs aus der Luft gegriffen: Die Gerüchte, dass Menschen das tatsächlich tun, und zwar gleich nackt, haben mich früher als Kind geradezu entsetzt. Und sich nicht nur einfach hineinsetzen, sondern sich geradezu darin wälzen – und das aus gesundheitlichen Gründen. In der Volksmedizin ist diese Methode, sich bei Rheuma oder auch Arthritis zu helfen, verbreiteter, als man denken würde: sich zwar nicht in sie hineinzusetzen, sich jedoch mit Brennnesseln auf die entsprechenden Körperstellen zu schlagen, bis diese richtig heiss sind. Die Motivation dazu muss freilich sehr hoch sein. Die Ameisensäure zusammen mit Histamin und Acetylcholin, freigegeben von den Brennhaaren dieser eher ungeliebten Pflanze, juckt und schmerzt erbärmlich, führt zu Schwellungen und gar Entzündungen. Diese Methode des Schlagens wird Urtikation genannt, nach dem lateinischen Namen dieser Brennnessel: «Urtica» bezeichnet die Gattung der Brennnesseln, und «urens» kommt von lateinisch «brennen». Urtica urens ist somit die kleine Brennnessel, und es ist genau die, die besonders stark brennt, viel stärker als die grosse Brennnessel (Utrica dioica).

Lesen Sie den Artikel in der Zentralschweiz am Sonntag:
Kraut des Monats: Brennnessel

Zentralschweiz am Sonntag, 28. April 2013, Seite 44

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