«Ein wesentlicher Faktor ist Stress»

Luzern, 13. März 2014 – Schon Kinder leiden regelmässig an Kopfschmerzen. Der Mediziner Raymund Pothmann behandelt Kinder mit klassischer Akupunktur, Laser-Punktur und Diätetik. An der Heilpraktikerschule Luzern unterrichtet er Module zur Weiterbildung.

Raymund, wie kommt es, dass bereits Kinder SchmerzpatientInnen sind?

Bereits ab der 12. Lebenswoche sind Kinder im Mutterleib nervlich soweit ausgestattet, dass sie Schmerzen spüren können. Schmerzen haben ja primär eine Warnfunktion, die vor körperlichem Schaden bewahren soll. Kinder machen schon als Säuglinge täglich Erfahrungen mit potenziell Schmerz besetzten Reizen wie Blähungen, Ohrentzündungen etc. Daneben gibt es genetisch festgelegte Schmerzen wie die Migräne. Umgebungsfaktoren, Verhaltensweisen und Schmerzerfahrungen ergeben dann den Ausbruch solcher Kopfschmerzen.

Gibt es immer mehr Kinder mit Schmerzen?

In den letzten 40 Jahren haben zumindest die Kopfschmerzen deutlich zugenommen.

Wo siehst du die Gründe dafür?

Das hängt mit unserer westlichen Lebensweise zusammen. Ein wesentlicher Belastungsfaktor ist Stress im weitesten Sinn. Auch eine ungesunde und unregelmässige Ernährungsweise kann sich so auswirken. 

Du bist Doktor der Schulmedizin, spezialisiert auf Pädiatrie. Wie bist du zur TCM gekommen?

Bereits direkt nach meinem Staatsexamen kam ich in Kontakt mit wissenschaftlichen Nachweisen der Akupunktur und konnte sogar an der Universität direkt ambulant Akupunktur ausüben. Meine ersten Erfahrungen mit Erwachsenen habe ich dann sehr schnell auf die Kinder übertragen. Dabei waren die gerade aufkommenden Akupunktur-Laser sehr hilfreich.

Inwiefern ergänzen sich Schulmedizin und TCM?

TCM sollte unter unseren Lebensbedingungen immer in Ergänzung zur Schulmedizin begriffen werden. Dann kann sie ihre volle Blüte entfalten. TCM ist geeignet, schulmedizinisch kritischer und damit schonender mit den PatientInnen zu verfahren. Umgekehrt sind gerade die lebensrettenden Vorteile der Schulmedizin nicht verzichtbar. Durch TCM wird die Lebensqualität auf der Schulmedizin aufbauend, sie teilweise sogar ersetzend, bereichert.

Hast du bei deinen kleinen SchmerzpatientInnen eher Erfolg mit Schulmedizin, mit TCM oder mit einer Mischung?

Am besten wirkt bei chronischen Schmerzkindern eine Kombination von psychologischen und TCM-basierten Methoden. Medizinische, speziell pharmakologische Verfahren sind oft nur vorübergehend notwendige «Krücken».

Danke für das Gespräch, Raymund.

 

Dr. med. Raymund Pothmann hat sich schon während seiner Zeit als Oberarzt auf die Schmerztherapie und Akupunktur bei Kindern spezialisiert. 1988 hat er sogar das erste deutschprachige Buch zu chronischen Schmerzen im Kindesalter herausgegeben. 2003 gründete Pothmann am Hamburger Klinikum Nord-Heidberg «Delfin Kids», ein Zentrum für integrative Kinderschmerztherapie: www.delfin-kids.de

Exklusiv für unsere StudentInnen und InteressentInnen

Die Zeitschrift für Komplementärmedizin gewährt uns einen Gratiszugang auf einen Artikel von Raymund Pothmann; der Link ist gültig bis 31. März 2019:

  • Ernährungsumstellung zur Behandlung kindlicher Kopfschmerzen, Zeitschrift für Komplementärmedizin 2013; 05(06): 42-46 DOI: 10.1055/s-0033-1360738

 

Mehr zu Kindern in unserem Kinder-Dossier.

https://www.heilpraktikerschule.ch/newsroom/news-detail/news/2014/03/13/ein-wesentlicher-faktor-ist-stress